Kaffee ist bereits seit vielen Jahren ein heiß geliebtes Begleitthema meines Lebens. Eine anhaltende Liebesbeziehung wurde daraus während eines Auslandaufenthaltes, dem ich ein Kaffee-Geschmackserlebnis verdanke, welches man vermutlich als mein persönliches "Kaffee-Erwachen" bezeichnen könnte.
Dieses außergewöhnliche Erlebnis wollte ich natürlich unbedingt wiederholen. Aber egal welchen Kaffee ich danach auch probierte oder wo in Europa ich Kaffee auf Reisen gekauft habe, der Geschmack war nicht mal annähernd so gut wie der dieses ersten "echten" Kaffees.
Zu dieser Zeit hatte die Spezialitätenkaffee-Welle Europa noch nicht erreicht und die heimischen Supermärkte oder Cafés waren mehr oder weniger meine einzigen Quellen für Kaffee. Es war frustrierend: Ich wusste irgendwo da draußen gibt es "echten" Kaffee, aber er schien schlicht außerhalb meiner Reichweite und der Kaffee vom Supermarkt brachte es jetzt einfach nicht mehr.
Das besondere an diesem ersten "echten" Kaffee war, dass er nach nur einem Schluck meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl ich ihn gedankenlos als übliches Begleitgetränk zu einem Essen bestellt hatte. Bis zu diesem Augenblick war Kaffee für mich jahrzehntelang lediglich ein warmes Getränk kräftigen, aber mehr oder weniger undefinierbaren Geschmacks. In diesem Kaffee versteckte sich jedoch etwas, womit mich kein anderer Kaffee vorher jemals überrascht hatte: Dieser besaß einen glasklaren atemberaubend-fruchtigen Geschmack und ein ganz wunderbares Aroma. Die reinste Magie für mich! Für seinen äthiopischen Produzenten dagegen war es ein einfacher über Holzkohle gerösteter "Buna", wie man ihn in dieser Qualität damals (1992) in jedem Lokal in Addis Abeba bekommen hat.
Wahrscheinlich ist es auf diesen Tag zurückzuführen, dass mir selbst heute, viele aufregende und tolle Kaffees aus anderen Anbauländern später, die äthiopischen Kaffees immer noch die Liebsten sind. Für mich ist Äthiopien damit nicht nur historisch, sondern auch ganz persönlich der Ursprung des "echten" Kaffees.
Markus